Sonntag, 10. Mai 2009

Ausweichstrategien

Im Moment poste ich wenig, weil in meiner Familie relativer Notstand herrscht. Ich bin beschäftigt damit, alle zufrieden zu stellen. In dieser Zeit wohne ich dennoch mit meiner unmittelbaren Familie zusammen, was einige Probleme mit sich bringt.

Ich kann zwar rechtfertigen, hin und wieder zwei Bier abends zu trinken, meinen normalen Konsum aber absolut nicht. Hin und wieder verabschiede ich mich mit der Ausrede "ich muss noch xy tun". Dann gehe ich an ein stilles Plätzchen und stürze ein Bier hinunter. Das mache ich zwei Mal am Abend, so dass ich zumindest angeheitert bin. Wenn niemand da ist, bediene ich mich auch gerne am Schnapsschrank, wo ich jeweils nur ein bischen entwende, damit nichts auffällt.
So schaffe ich es, wenigstens halbwegs betunken zu sein, wenn ich ins Bett gehe. Ich fühle mich furchtbar schlecht und schuldig, wenn ich diese Strategien anwende, aber ich kann nichts tun. Niemand ahnt etwas. Ich kann nicht einfach 10 Bier trinken und noch halbwegs nüchtern sein.

Dazu kommen die Depressionen. Ich starre oft einfach nur vor mich hin und meine Umgebung vermutet, dass ich über irgendetwas nachdenke. Ich habe die Wahl, ein Gespräch mit einem normal fröhlichen Menschen anzufagen und mich damit zu quälen, oder einfach den ganzen Tag nachdenklich und abwesen zu wirken, um meine Traurigkeit zu verschleiern. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, wann ich das letzte Mal laut gelacht habe.

4 Kommentare:

  1. Wenn du so sicher weißt, dass es Depressionen sind unter denen du leidest, warum gehst du dann nicht zum Arzt. Du weißt sicher, dass es Medikamente gegen Depressionen gibt.

    Es gibt viele Menschen, die psychische Probleme haben und die als Ausweichstrategie mit dem Trinken beginnen. Sie erhoffen sich Linderung, Betäubung und vielleicht sogar Heilung durch den Alkohol.
    Aber meistens macht der Alkohol - oder andere Drogen - das Problem nur komplizierter.
    Aber verständlich ist es, solange man noch nicht an dem Problem selbst arbeiten will.

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  2. Ich bin ich ärtztlicher Behandlung, ich nehme bereits eine ordentlich Anzahl starker Medikamente. Viele davon spüle ich mit dem Rest Bier vom letzen abend hinunter.

    Die Wahrheit ist, ich bin anfällig für Süchte, und ich bin wahrscheinlich am hinteren Ende der Depressionsskala. Beides scheint sich gegenseitig zu verstärken.

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  3. Selbstverständlich verstärkt sich das gegenseitig. Wenn du in Behandlung bist und die Medikamente nicht anschlagen, dann sollte sich an der Behandlung etwas verändern.
    Außerdem kann eine Gesprächstherapie nicht schaden, denn dass du deine Familie oder deine Freunde nicht sagen kannst, wie schlecht es dir geht, das erschwert dein Leben sehr.

    (Aber das klinkt jetzt alles sehr oberlehrerhaft. Wichtig wäre es, dass du die Krankheit nicht als unheilbar ansiehst. Denn das ist sie nicht. Sie ist nur nicht einfach zu heilen. Sie ist eine große Herausforderung.)

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  4. Die Medikamente schlagen an, sonst wäre ich sehr wahrscheinlich suizidgefährdet.

    Es scheint mir außerdem völlig unmöglich, meine Situation irgendweg zu beichten. Wie schon früher erwähnt reflektiere ich sehr genau. Aber einen sinnvollen Weg, der mir meine Würde lässt, scheint nicht zu existieren. Würde oder Leben.

    Wo es hingeht entscheidet der Krankheitsverlauf.

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