Montag, 4. Januar 2010

Allmorgendlicher innerlicher Dialog

Krankes Ich: Steh schon auf.

Eigentliches Ich: Okay, ich habe eh ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich wieder verkatert bin, tagelang nichts gelernt habe und ständig ungesundes Zeug in mich reinstopfe. Heute wird alles anders! Das hab ich zwar schon öfters gesagt, aber heute ist es so weit! Wilkommen zum Rest meines Lebens!

K: Natürlich, red dir das nur ein. 

E: Ne, wirklich jetzt. Ich muss was ändern, damit du mich irgendwann nicht mehr nervst. 

K: Was willst du denn machen? Du bist alleine und völlig antriebslos.

E: Ich sag dir was ich mache. Ich gehe heute zur Uni und lerne den ganzen Tag!

K: Klar, weil du und dein inzwischen breiiges Hirn sich länger als 20 Minuten konzentrieren können oder was? Mach dich nicht lächerlich.

E: Hmm, stimmt schon. Aber vielleicht lern ich ja zufällig jemanden kennen und finde ein paar neue Freunde.

K: Indem du ein paar Stunden im Café sitzt und sinnlos in ein Buch starrst? 

E: Dann sprech ich jemaden an!

K: Bbfff..Hrggh... HAHAHHAHAHAAHA! Natürlich, ich seh es vor meinem inneren Auge: Da sitzen ein paar glückliche Menschen um dich herum, zusammen mit ihrere Clique oder mit ihren Partnern. Leute, die einen kaputten Typ wie dich 10 Meter gegen den Wind als solchen erkennen. Und du sitzt da und sagst "Hallo, ich bin so alleine. Willst du mein Freund sein?". Ich sag dir was wirklich passieren wird: Die liest 30 Minuten im Buch rum, guckst 4 Stunden andere Leute an und gehst noch deprimierter nach Hause, weil du mal wieder vor Augen geführt bekommen hast was du wirklich für ein einsamer Versager bist.

E: Oh... Ja.. Irgendwie hast du recht. Als ob ich genug Mut hätte irgendeine Initiative zu ergreifen. Dann... Dann geh ich halt irgendwo hin wo Leute hingehen um sich zu unterhalten. Einen Club oder einen Verein. 

K: Was für einem Verein willst du denn beitreten? Dem "Ich bin ein abgestürzter Säufer"-Verein oder was? Die nennt man Anonyme Alkoholiker.

E: Hm, ja. So richtige Interessen habe ich eigentlich nicht mehr. Ich wüsste auch nicht wo ich hingehen sollte.

K: Tut weh, was?

E: Ja, ich habe noch nicht einmal einen Kaffee getrunken und könnte schon wieder heulen.

K: Ich sag dir was wir machen. Mein Plan ist halbwegs schmerzfrei und du musst nicht den ganzen Tag an deinem Elend leiden.

E: Echt? Erzähl!

K: Wir spielen den ganzen Tag Computerspiele, machen hin und wieder ein Nickerchen und lesen zwischendurch ein paar Blogs. So sind wir fast den ganzen Tag abgelenkt.

E: Damit würde der Tag wenigstens vorbei gehen, da hast du Recht. Aber das ist doch genau das, warum...

K: Halt die Fresse, so wird's gemacht. Entweder das oder du liegst den ganzen Tag deprimiert auf dem Sofa, und das willst du ja auch nicht! Entscheide dich mal du Idiot!

E: Okay, okay. Ich steh ja schon auf.

K: Gut.

...

...

...

K: Ach, nochwas!

E: Ja?

K: Hast du dir eigentlich mal überlegt was passiert wenn du heute abend genug vom Computerspielen hast und realisierst, dass du auch diesen Tag komplett verschenkt hast?

E: Oh man, das wäre echt schlimm! Ich würde mich furchtbar fühlen.

K: Ganz genau, aber auch daran habe ich gedacht. Wenn du gleich einkaufen gehst, pack einfach noch eine Flasche Vodka mit ein. So bringst du auch den Rest des Tages hinter dich und kannst sogar noch für ein paar Stunden dein Versagen vergessen.

E: Das hört sich zwar nicht gesund an, aber den ganzen Abend alleine in Selbstvorwürfen zu schwelgen, das hört sich noch viel schlimmer an.

K: Siehst du, ich weiß doch am Besten wie wir uns unnötige Schmerzen vermeiden.

E: Hast recht.


1 Kommentar:

  1. Wäre schön, wenndu noch mehr solcher dialoge veröffentlicjen würdest

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