Jetzt ist es aber etwas anderes. Gestern habe ich in einem Anfall von Selbstreflexion beschlossen, dass es sich etwas ändern muss. Vor allem bin ich sehr einsam, deshalb wahrscheinlich. Meine Freunde habe ich längst auf dem ein oder anderem Weg vergrault, meine Familie ist nicht besonders groß und meine soziale Interaktion beschränkt sich auf sporadischen Floskelaustausch mit den Nachbarn und das "Hallo" und "Danke" mit Kassierinnen.
Jetzt weiß ich nicht ob ich nicht längst über den Punkt hinaus bin, wo ich noch selber etwas ändern könnte. Und das will ich jetzt heraus finden. Ich bin wild entschlossen, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen, und zwar jetzt oder nie. Entweder ich schaffe es, bekomme mein Studium zuende und habe nochmal Glück gehabt oder... naja... oder eben nicht. Was dann passiert werde ich mir dann überlegen müssen. Was aber fest steht ist dies: Wenn ich es jetzt nicht schaffe, gestehe ich mir selbst ein, dass ich komplett abhängig bin, lasse mich noch ein paar Monate Jahre vollaufen und warte darauf, dass irgendetwas geschieht.
Das ist der noch sehr junge Plan. Heute ist der zweite nüchterne Tag. Das mag nicht besonders erwähnenswert erscheinen, aber das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich bin nicht der Typ der schon morgens zitternd aufwacht und nach der Flasche greift. Ich kann auch mal ein paar Tage nüchtern verbringen, aber normalerweise werde ich spätestens nach 2-3 Tagen schwach und es zieht mich unaufhaltsam zum nächsten Einkaufsladen. Insofern kann ich noch längst keinen Teilerfolg vermelden, aber es ist ein Anfang.
Warum auf einmal wieder dieses Blog ins Spiel kommt ist einfach, dass ich erfahrungsgemäß irgendeine noch so kleine Quelle des äußeren Drucks brauche. Als ich aufgehört habe zu Rauchen habe ich es einen Freunden erzählt und wollte mir ab da nur noch die Schande des Misserfolges ersparen. Auch wenn ich hier keine eigentlichen Leser habe, ist es doch ein gewisser Druck, hier jeden Abend etwas rein schreiben zu müssen, denn das ist mein Ziel. Es fühlt sich so an, als müsste man aus irgendeinem Grund alle 2 Stunden Auto fahren und kann deshalb einfach nichts trinken. Ich habe die "Verantwortung" nüchtern zu bleiben, um hier täglich etwas reinschreiben zu können.
Nun war da noch die Sache mit den Depressionen. Nun, die haben sich in den letzten Monaten von selbst verzogen. Sie waren also offenbar doch keine Folge des Alkohols, denn die Situation ist im gleichen Zeitraum deutlich schlimmer geworden. Ich habe die Tabletten irgendwann langsam abgesetzt und bis auf die Einsamkeit bin ich psychisch wieder in Ordnung.
Ich habe mir konkret überlegt, was sich ändern muss. An all diesen Punkten werde ich, wenn alles klappt, in den nächsten Wochen arbeiten.
- Kein Alkohol
- Das Sozialleben neu starten
- Das Studium wieder aufnehmen
- Die Wohnung wieder in den Griff kriegen
- Ein paar Kilo abnehmen
Bis jetzt ist noch nicht viel davon passiert, und ich erwarte auch keine Wunderwerke. Monatelang quasi nichts zu tun außer zu trinken und sich plötzlich 180° drehen zu wollen funktioniert nicht. Ich will kleine Schritte in Richtung "normales Leben" machen.
Heute war ich das erste Mal seit einigen Wochen wieder an der Uni und habe mich mit Materialien, Blöcken und Stiften eingedeckt. Danach war ich einkaufen und habe, ebenfalls das erste Mal seit Wochen, etwas gesünderes als eine Tiefkühlpizza gekocht. Das sind kleine Fortschritte, aber es sind Fortschritte. Morgen werde ich wieder welche machen. Wie gesagt, ich bin wild entschlossen. Wenn es nicht klappt, weiß ich wenigstens woran ich bin.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen