Dienstag, 8. Dezember 2009

Letzte Chance

Ich dachte dieses Blog wäre eine gute Idee, aber ganz ehrlich? Die "wozu eigentlich"-Frage hat sich mir immer mehr aufgedrängt und irgendwann habe ich entschieden dass ich in der Zukunft nicht mehr wissen will, was ich damals für Blödsinn gedacht habe.

Jetzt ist es aber etwas anderes. Gestern habe ich in einem Anfall von Selbstreflexion beschlossen, dass es sich etwas ändern muss. Vor allem bin ich sehr einsam, deshalb wahrscheinlich. Meine Freunde habe ich längst auf dem ein oder anderem Weg vergrault, meine Familie ist nicht besonders groß und meine soziale Interaktion beschränkt sich auf sporadischen Floskelaustausch mit den Nachbarn und das "Hallo" und "Danke" mit Kassierinnen.

Jetzt weiß ich nicht ob ich nicht längst über den Punkt hinaus bin, wo ich noch selber etwas ändern könnte. Und das will ich jetzt heraus finden. Ich bin wild entschlossen, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen, und zwar jetzt oder nie. Entweder ich schaffe es, bekomme mein Studium zuende und habe nochmal Glück gehabt oder... naja... oder eben nicht. Was dann passiert werde ich mir dann überlegen müssen. Was aber fest steht ist dies: Wenn ich es jetzt nicht schaffe, gestehe ich mir selbst ein, dass ich komplett abhängig bin, lasse mich noch ein paar Monate Jahre vollaufen und warte darauf, dass irgendetwas geschieht.

Das ist der noch sehr junge Plan. Heute ist der zweite nüchterne Tag. Das mag nicht besonders erwähnenswert erscheinen, aber das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich bin nicht der Typ der schon morgens zitternd aufwacht und nach der Flasche greift. Ich kann auch mal ein paar Tage nüchtern verbringen, aber normalerweise werde ich spätestens nach 2-3 Tagen schwach und es zieht mich unaufhaltsam zum nächsten Einkaufsladen. Insofern kann ich noch längst keinen Teilerfolg vermelden, aber es ist ein Anfang.

Warum auf einmal wieder dieses Blog ins Spiel kommt ist einfach, dass ich erfahrungsgemäß irgendeine noch so kleine Quelle des äußeren Drucks brauche. Als ich aufgehört habe zu Rauchen habe ich es einen Freunden erzählt und wollte mir ab da nur noch die Schande des Misserfolges ersparen. Auch wenn ich hier keine eigentlichen Leser habe, ist es doch ein gewisser Druck, hier jeden Abend etwas rein schreiben zu müssen, denn das ist mein Ziel. Es fühlt sich so an, als müsste man aus irgendeinem Grund alle 2 Stunden Auto fahren und kann deshalb einfach nichts trinken. Ich habe die "Verantwortung" nüchtern zu bleiben, um hier täglich etwas reinschreiben zu können.

Nun war da noch die Sache mit den Depressionen. Nun, die haben sich in den letzten Monaten von selbst verzogen. Sie waren also offenbar doch keine Folge des Alkohols, denn die Situation ist im gleichen Zeitraum deutlich schlimmer geworden. Ich habe die Tabletten irgendwann langsam abgesetzt und bis auf die Einsamkeit bin ich psychisch wieder in Ordnung.

Ich habe mir konkret überlegt, was sich ändern muss. An all diesen Punkten werde ich, wenn alles klappt, in den nächsten Wochen arbeiten.
  • Kein Alkohol
Offensichtlich ist das der wichtigste Punkt. Alle anderen Punkte sind direkt vom Erfolg in diesem Punkt abhängig. Ich muss mir noch überlegen wie ich z.B. mit Weihnachten umgehe. Ich sage mal so: Meine Familie würde sich ernsthaft fragen was los ist, wenn ich total nüchtern bleibe. Lasse ich mir durch den Kopf gehen wenn ich erstmal ein paar Tage geschafft habe.
  • Das Sozialleben neu starten
Ich weiß noch überhaupt nicht, wie ich das tun soll. Ich war nie gut im "Freunde machen" und ich bin auch kein Erstsemester mehr, wo sich die Cliquen irgendwie selber bilden. Der Erste Schritt ist aber offensichtlich, dass ich überhaupt wieder vor die Tür gehe. Das ist in letzter Zeit erschreckend selten passiert. Und da schließt sich auch gleich der nächste Punkt an.
  • Das Studium wieder aufnehmen
Ich muss mich zwingen wieder jeden Tag zur Uni zu gehen. Dafür ist es zuerst wichtig, dass ich nicht erst um 4 aufstehe. Das wird nicht ganz einfach. Aber morgen werde ich um 10 aufstehen, zur Uni gehen, viel Kaffee trinken und öfter mal im Stehen einschlafen. Das mache ich ein paar Tage lang, stehe immer ein bisschen früher auf und irgendwann werde ich zu Zeiten wach sein, wo ich tatsächlich studieren kann wenn ich will.
  • Die Wohnung wieder in den Griff kriegen
Ich werde nicht ins Detail gehen, aber hier haben sich langsam aber sicher messiartige Zustände entwickelt, nicht zuletzt durch Leergut. Nicht durch Sammelzwang, sondern weils mir egal war.
  • Ein paar Kilo abnehmen
Das ist zwar nicht Toppriorität, aber durch eine Bierdiät entwickelt sich doch irgendwann Übergewicht. Ich war nie besonders dick, aber inzwischen lässt es sich nicht mehr leugnen, ich hab deutlich ein paar Kilo zuviel. Ich hoffe dass sich das mit mehr Aktivität und weniger Alkohol irgendwie automatisch regelt.


Bis jetzt ist noch nicht viel davon passiert, und ich erwarte auch keine Wunderwerke. Monatelang quasi nichts zu tun außer zu trinken und sich plötzlich 180° drehen zu wollen funktioniert nicht. Ich will kleine Schritte in Richtung "normales Leben" machen.

Heute war ich das erste Mal seit einigen Wochen wieder an der Uni und habe mich mit Materialien, Blöcken und Stiften eingedeckt. Danach war ich einkaufen und habe, ebenfalls das erste Mal seit Wochen, etwas gesünderes als eine Tiefkühlpizza gekocht. Das sind kleine Fortschritte, aber es sind Fortschritte. Morgen werde ich wieder welche machen. Wie gesagt, ich bin wild entschlossen. Wenn es nicht klappt, weiß ich wenigstens woran ich bin.

Samstag, 5. September 2009

Morgen

Es ist 4:30. Alkohol lässt mich früh aufwachen. Obwohl ich mich normalerwiese erst um 2-4 Uhr schaffe in den Schlaf zu trinken, wache ich aus irgendeinem Grund trotzdem nur wenige Stunden später wieder auf. 

Ich bin zwar im Moment hundemüde, kann aber unmöglich wieder einschlafen. Ich habe nur drei Möglichkeiten:

- Ich liege einige Stunden wach im Bett

- Ich stehe "offiziell" auf und trinke viel Kaffee

- Ich versuche mich mit dem Rest Alkohol wieder in den Schlaf zu trinken

Letzteres ist eine furchtbare Idee, dann sie ist immer mit einem schlimmen Kater verbunden. Man wacht mittags auf, der Körper ist aber gerade dabei den Alkohol zu verdauen und bestraft einen höllisch wenn man ihn dabei stört.

Heute bin ich aufgestanden.

Montag, 27. Juli 2009

Fortschritt

Fortschritt in die falsche Richtung. Was ich schon vor Monaten realisiert habe, wird langsam aber sicher wahr. Ich versinke langsam in Depression und Alkohol. Inzwischen kann ich kaum mehr Aufstehen oder Einschlafen, zittere nur noch den Tag (wegen den Panikattacken, nicht wegen Entzugserscheinungen).  

Ich trinke inzwischen etwa jeden zweiten Tag. Vor allem um das Leben (was für mich ein sehr negativ besetzer Begriff ist) temporär an die Seite zu drängen. Weit weg. Sogar der Kater am nächsten Morgen hat eine irgendwie benebelnde Wirkung. Zwar eher körperlich, aber wenn man sich auf oberfläche Schmerzen konzentrieren kann, verblassen die innerlichen schnell.

Es fühlt sich an als wäre ich der literarische neutrale Betrachter. Ich weiß genau was gerade passiert, ich weiß wie das sich entwickelt und schließlich endet. Ich gucke von oben auf mich herab, schüttele innerlich mit dem Kopf, kann aber nichts kontrollieren, wie in einem Film. Mein Leben läuft an mir vorbei wie ein deprimierender Film. 

Mittwoch, 24. Juni 2009

Abstieg

Ich habe eine Weile nichts mehr geschrieben, weil ich familiäre und berufliche Verpflichtungen hatte. Den Beruf habe ich aufgegeben, bevor es auffällt, dass ich quasi täglich betrunken erscheine. Ich will wenigstens ein gutes Zeugnis bekommen. 

Die Familiensituation hat sich auch erledigt, aber trotzdem habe ich es selbst im Kreis meiner Verwandten geschafft, ständig mehr oder minder betrunken zu sein. 

Jetzt bin ich arbeitslos, alleine und habe kaum mehr Freunde. Alles Dinge, die ich längst vorhergesehen habe, gegen die ich aber mit meiner Willenskraft nichts ausrichten konnte.

Meine Planungen für den Rest der Woche sind ausschließlich weiter zu trinken. Mit etwas Glück bekomme ich für 1-2 Tage einen klaren Kopf und denke mal darüber nach, was ich jetzt machen soll. Im Moment bin ich nämlich völlig ratlos.

Freitag, 15. Mai 2009

Vorteile

Ich war gestern bei ein paar Bekannten um Karten, vor allem Poker zu spielen. Mit dabei: Viel Alkohol. Es hat auch seine Vorteile nach einigen Bier noch einen klaren Kopf zu haben, ich war mit Abstand der Gewinner des Abends. 

Sonntag, 10. Mai 2009

Ausweichstrategien

Im Moment poste ich wenig, weil in meiner Familie relativer Notstand herrscht. Ich bin beschäftigt damit, alle zufrieden zu stellen. In dieser Zeit wohne ich dennoch mit meiner unmittelbaren Familie zusammen, was einige Probleme mit sich bringt.

Ich kann zwar rechtfertigen, hin und wieder zwei Bier abends zu trinken, meinen normalen Konsum aber absolut nicht. Hin und wieder verabschiede ich mich mit der Ausrede "ich muss noch xy tun". Dann gehe ich an ein stilles Plätzchen und stürze ein Bier hinunter. Das mache ich zwei Mal am Abend, so dass ich zumindest angeheitert bin. Wenn niemand da ist, bediene ich mich auch gerne am Schnapsschrank, wo ich jeweils nur ein bischen entwende, damit nichts auffällt.
So schaffe ich es, wenigstens halbwegs betunken zu sein, wenn ich ins Bett gehe. Ich fühle mich furchtbar schlecht und schuldig, wenn ich diese Strategien anwende, aber ich kann nichts tun. Niemand ahnt etwas. Ich kann nicht einfach 10 Bier trinken und noch halbwegs nüchtern sein.

Dazu kommen die Depressionen. Ich starre oft einfach nur vor mich hin und meine Umgebung vermutet, dass ich über irgendetwas nachdenke. Ich habe die Wahl, ein Gespräch mit einem normal fröhlichen Menschen anzufagen und mich damit zu quälen, oder einfach den ganzen Tag nachdenklich und abwesen zu wirken, um meine Traurigkeit zu verschleiern. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, wann ich das letzte Mal laut gelacht habe.

Dienstag, 5. Mai 2009

Scheiß Wochenende

Das lange Wochenende war stressig. Nicht nur körperlich stressig, sondern auch geistig und emotional anspruchsvoll. Ich habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht, habe es aber trotzdem geschafft, mich jeden abend zu betrinken. Ansonsten hätte ich es wohl nicht ausgehalten.

Jetzt warte ich auf meine Pizza, trinke Bier und wundere mich über mein kaputtes Leben. Und über die Dinge, die ich in den nächsten Tagen erledigen muss. Ich fühle mich jetzt schon überfordert.